Oliver Plöger

Kultur, Klang, Kamera

Das Blatt, das fällt

Ein Gedicht über das Loslassen – über all das, was uns formt, fordert und irgendwann sanft zurück zur Erde bringt.

Es wird fallen – bald.

Das Blatt, das fällt

Das Blatt, das zum Boden fällt,
erzählt im Fallen eine ganze Geschichte –
wie es Kind war,
wie die Jugend kam,
was alle wollten,
wohin sie dich haben wollten.

Und sie hörten dich nicht.
Und sie wollten dein Bestes,
doch sie kannten es nicht.
Und du hast geschrien,
doch sie hörten dich nicht.

Dann musstest du funktionieren,
reagieren,
reparieren,
vergessen –
vor allem dich.

Und dann hat es sich dem Laub genähert,
und all den anderen.
Und es ist weich gefallen.
Und es war nicht allein.
Auch nicht in den letzten Momenten.

Und es war gut.

Auf der Straße

Aufschließen. Jetzt.

Manchmal kommen Worte, wenn die Welt still wird. In der Nacht, wenn der Kopf voller Gedanken ist, fallen Zeilen in die Stille – ungebremst, ehrlich, ungeschönt. Dieses Gedicht ist so entstanden:

Auf der Straße

Gesetzes Arm verdammt zur Pranke,
Angst kommt vor dem tiefen Fall.
Und Wut bleibt deine höchste Schranke,
und Zweifel, Missgunst überall.

Doch was jetzt fehlt, ist eigentlich gut,
vielleicht jetzt doch nach vorne gehen,
vielleicht jetzt doch mit allem Mut,
vielleicht vor Nachsicht wirklich sehen.

Du müsstest auf die Straße gehen,
mag sein, es klingt wie abgewetzt,
doch Wahrheit bleibt – du wirst sie sehen,
die Kraft, die Herz und Fels versetzt.

Kein Zweifel mehr, kein Weg zurück,
die Hoffnung flammt, sie bleibt, sie zwingt.
Wer aufsteht, findet neues Glück,
weil Wahrheit durch die Zeiten klingt.


Für mich ist dieses Gedicht ein kleiner Aufruf: innehalten, die eigene Kraft spüren und trotz aller Zweifel Schritte nach vorn wagen.

Und du willst

Gefallen

Und du willst

Männer schlagen sich die Köpfe ein,
lassen Fäuste aus dem Himmel sprechen.
Und zieh’n die ganze Welt mit rein,
wollen richten, wollen rächen.

Das letzte Aufgebot sind kleine Leute,
ihre Augen glühen heiß.
Für beide Lager fette Beute –
und zahlen doch den höchsten Preis.

Doch du, du willst nur träumen
von Tauben und dem Flug zur Freiheit,
willst Wege finden, nichts versäumen,
suchst das Gute, bist bereit.

Doch sie wollen das nicht.
Nein, sie wollen das nicht.
Und du willst.
Doch.

Dampfschiffe, Dschungel, Despoten: Capus’ Blick auf Kolonialgeschichte

Faszinierend finde ich, dass die Goetzen noch immer über den Tanganjikasee schippert – wenn auch unter anderem Namen.

Bücher zur Kolonialgeschichte interessieren mich, weil dieses Kapitel noch längst nicht zur Genüge aufgearbeitet ist. Kurzweilig zu lesen und nah an den historischen Fakten ist Eine Frage der Zeit von Alex Capus, ein Roman über Machtspiele in Deutsch-Ostafrika. Besonders die teils überdrehte Darstellung der Charaktere gefällt mir, passend zur Absurdität des Geschehens.

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Ein Buch aus dem Regal: Meine Wiederentdeckung von Steinbecks Cannery Row

Gestalten wie „Mack und seine Jungens“ sorgen immer wieder für Chaos. Irgendwie kommen mir die Typen bekannt vor.

Manche Romane führen ein ungelesenes Dasein im Bücherregal – manchmal über viele Jahre. Zuweilen ist die Zeit einfach noch nicht reif. Jetzt war sie es für Die Straße der Ölsardinen, immerhin das Werk eines Nobelpreisträgers. Ich habe John Steinbecks Text als historischen Roman gelesen, der er streng genommen nicht ist.

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Wilhelm Buschs böse Kinder und ihr Erbe

Woher kamen Max und Moritz eigentlich? Und was ist aus ihnen geworden?

Wenn von „bösen Kindern“ die Rede ist, horchen Eltern meist auf. In Wiedensahl aber denkt niemand an die Nachbarschaft, sondern sofort an Max und Moritz. Vor 160 Jahren brachte Wilhelm Busch die beiden Lausbuben aufs Papier – und kaum ein Paar hat die deutsche Kulturgeschichte so geprägt wie diese beiden.

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Warum diese Literaturseiten so sind, wie sie sind

Ob Merseburger Zaubersprüche, Goethe zum x-ten Mal oder der neue Boyle – hier landet alles, was mir vor die Augen kommt.

Ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich hier im Blog mein Leseleben abbilde. Eine Chronik nach Erscheinungsdaten? Klingt erst mal ordentlich – funktioniert aber nicht. Schon allein bei den mittelalterlichen Texten, die mich genauso faszinieren wie die Longlist des Deutschen Buchpreises. Wann bitte sind die Merseburger Zaubersprüche „erschienen“? Das Datum einer Sekundärquelle als Ersatz zu nehmen, wäre doch ziemlich irreführend.

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