Die Einzige, die heute wirklich weiß, wie man den Wind nutzt.

Die Möwe würde lachen. Vielleicht. Oder sie würde einfach weitermachen, stehend fliegen, als sei die Schwerelosigkeit ein alter Freund. Einsam schwebt sie über dem Meer, ein weißer Punkt im Blau, weit genug entfernt, um unsere Mühen nur als leises Rauschen wahrzunehmen.

Und während sie so dahingleitet, wundert sie sich womöglich über die verzweifelten Väter am Strand, die ihren Kindern zeigen wollen, wie das mit dem Drachen eigentlich funktioniert.

Aber es funktioniert nicht. Nicht heute. Nicht hier. Der Wind an der Ostsee lässt sich nicht zähmen. Er nimmt den Drachen, dreht ihn, schüttelt ihn und wirft ihn achtlos zurück in den Sand.

Was habe ich falsch gemacht?

Und ein paar Meter weiter findet ein Junge den Dreh – spielerisch, fast beiläufig. Der Vater würde den Seitenblick am liebsten verbieten.

Und noch ein Versuch. Und noch einer.

Der Möwe ist das egal. Der Wind ist ihr Element. Sie muss nicht kämpfen. Sie lässt sich tragen, scheinbar schwerelos, als sei sie selbst ein Stück des Himmels. Und wenn sie lachen würde – dann vielleicht über uns.

Nicht böse. Eher freundlich. Ein wissendes Lachen derer, die längst begriffen haben, dass man manchen Dingen besser folgt, statt sie zu bezwingen.


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