
Gedichte und andere Momente
Keinen Plan
Hab keinen Plan,
wohin es gehen soll.
Hab keine Bahn,
die zum Ziel mich schient.
Hab keinen Schimmer,
wann der Abzweig kommt,
der neue Weg, von dem sie reden.
Ich weiß nur,
dass ich
nicht und niemals,
nie und nimmer,
never ever,
um Himmels willen
allein sein will.
Das Blatt, das fällt
Das Blatt, das zum Boden fällt,
erzählt im Fallen eine ganze Geschichte –
wie es Kind war,
wie die Jugend kam,
was alle wollten,
wohin sie dich haben wollten.
Und sie hörten dich nicht.
Und sie wollten dein Bestes,
doch sie kannten es nicht.
Und du hast geschrien,
doch sie hörten dich nicht.
Dann musstest du funktionieren,
reagieren,
reparieren,
vergessen –
vor allem dich.
Und dann hat es sich dem Laub genähert,
und all den anderen.
Und es ist weich gefallen.
Und es war nicht allein.
Auch nicht in den letzten Momenten.
Und es war gut.
Und du willst
Männer schlagen sich die Köpfe ein,
lassen Fäuste aus dem Himmel sprechen.
Und zieh’n die ganze Welt mit rein,
wollen richten, wollen rächen.
Das letzte Aufgebot sind kleine Leute,
ihre Augen glühen heiß.
Für beide Lager fette Beute –
und zahlen doch den höchsten Preis.
Doch du, du willst nur träumen
von Tauben und dem Flug zur Freiheit,
willst Wege finden, nichts versäumen,
suchst das Gute, bist bereit.
Doch sie wollen das nicht.
Nein, sie wollen das nicht.
Und du willst.
Doch.
Wenn alle da sind
Wenn alle da sind,
spürst du Einsamkeit,
Im Vertrauen bist du blind,
Wenn alle da sind,
ist das Wirklichkeit,
Und in dir ruft das Kind.
Wenn alle da sind,
ist ein Lächeln da,
Doch dahinter ist noch mehr,
Wenn alle da sind,
scheint die Wahrheit wahr,
Und das Scheinen scheint dir leer.
Wenn alle da sind,
rufst du leis‘ nach Liebe,
Denn dahinter ist noch mehr,
Wenn alle da sind,
siehst du bessere Tage,
Und du bist dein Held im Heer.
Auf der Straße
Gesetzes Arm verdammt zur Pranke,
Angst kommt vor dem tiefen Fall.
Und Wut bleibt deine höchste Schranke,
und Zweifel, Missgunst überall.
Doch was jetzt fehlt, ist eigentlich gut,
vielleicht jetzt doch nach vorne gehen,
vielleicht jetzt doch mit allem Mut,
vielleicht vor Nachsicht wirklich sehen.
Du müsstest auf die Straße gehen,
mag sein, es klingt wie abgewetzt,
doch Wahrheit bleibt – du wirst sie sehen,
die Kraft, die Herz und Fels versetzt.
Kein Zweifel mehr, kein Weg zurück,
die Hoffnung flammt, sie bleibt, sie zwingt.
Wer aufsteht, findet neues Glück,
weil Wahrheit durch die Zeiten klingt.
Die beste Zeit
Die beste Zeit ist nachts um halb drei.
Der erste Traum ist ausgeweht,
die Zweifel sind schon stillgelegt –
und deine Gedanken wirklich frei.
Da – jetzt bist du wieder wach.
Und niemand zerrt an dir,
du bist nur du, nicht Teil von „wir“,
and keiner schreit: Nun mach, nun mach.
So wohlig ist die Dunkelheit,
wenn andre wieder von Krankheit reden,
wenn andre meinen: Das ist Leben.
So wohlig warm in deinem Kleid.
Morpheus, schenk mir noch Minuten,
dann tu, was du für richtig hältst.
Nur bitte noch ein paar Minuten,
bis der Nebel kommt,
und alles neu beginnt.
Oder auch nicht.